Die Psychologie des Geldes
Leseempfehlung
FINANCE
Nachdem ich zuvor Alltagsthemen wie Bier und Tigerbalsam behandelt habe, möchte ich über ein Thema schreiben, das meiner Ansicht nach von großer Bedeutung ist und das sich jeder einmal stellen sollte: Warum gehen wir mit Geld um, wie wir es tun? Ich fasse die wesentlichen Aussagen aus dem Buch "Über die Psychologie des Geldes" von Morgan Housel zusammen und gebe gelegentlich meine eigene Meinung dazu. Das Buch zielt darauf ab, unseren Umgang mit Geld aus einer psychologischen Perspektive zu betrachten. Es ist nicht mein Ziel, euch die nächste Anlagestrategie oder den Weg zum Reichtum aufzuzeigen, sondern ein Verständnis dafür zu schaffen, warum wir mit Geld so umgehen, wie wir es tun.
Wir wissen theoretisch alle, was gut für uns ist, doch oft bleibt es bei der Theorie. Ein passendes Sprichwort dazu ist „My body, my castle“. Wir sind uns bewusst, was theoretisch gut für uns ist, handeln aber oft anders. Dies gilt auch für unsere Finanzen, bei denen wir uns häufig von Emotionen wie Überheblichkeit, Ungeduld, Angst, Neid und Gier leiten lassen. Housel gibt viele Beispielen und betont, dass neben den irrationalen Emotionen auch unser kultureller Hintergrund und unsere Erfahrungen eine bedeutende Rolle spielen.
Als kulturellen Antrieb kann man beispielweise den „American Dream“ in den USA und die sicherheitsbewusste deutsche Tradition anführen. Es ist nicht nur ein Klischee, dass Amerikaner aus deutscher Sicht „nicht“ mit Geld umgehen können, sondern es ist statistisch belegt, dass der durchschnittliche Amerikaner mehr Geld ausgibt. Daraus resultiert oft der Einsatz von Verbraucherkrediten oder mehreren Kreditkarten, um Geld auszugeben, das man noch nicht hat. Umgekehrt verstehen Amerikaner oft nicht, warum Deutsche nicht den Drang verspüren, mehr aus dem zu machen, was sie haben oder haben werden. In Deutschland ist es üblich, zuerst für den Rest des Lebens vorzusorgen, bevor man Risiken eingeht, und jede Art von Investition wird mit Risiko gleichgesetzt. Angesichts der Inflation und der niedrigen Zinsen auf Sparbücher erscheint dies aus meiner Sicht unverständlich.
Bezüglich Emotionen und irrationalem Verhalten ist das Lottospielen ein gutes Beispiel. Statistisch gesehen ist der Verlust vorprogrammiert, doch was treibt uns an? Housel liefert interessante Statistiken: In den USA geben Haushalte mit niedrigem Einkommen jährlich durchschnittlich 411 US-Dollar für Lottoscheine aus, während 40 Prozent der Haushalte nicht über finanzielle Reserven von 400 US-Dollar für unvorhergesehene Ausgaben verfügen. Housel berücksichtigt meiner Meinung nach nicht, dass diese Haushalte sich keine teuren Hobbys oder Reisen leisten können und durch den Kauf eines Lottoscheins einen günstigen Adrenalinschub erleben und von einem Jackpot und besseres Leben träumen, auch wenn sie wissen, dass die Wahrscheinlichkeit auf einen großen Gewinn so gut wie nicht vorhanden ist.
Housel hebt in Bezug auf Erfahrungen und Lebensgeschichten die Generationsunterschiede hervor. Während ältere Generationen wie Warren Buffett neue Anlageformen wie Bitcoin meiden, erkennen jüngere Generationen die Ähnlichkeiten zwischen Bitcoin und Gold und sind eher bereit, in solche digitalen Anlagen zu investieren. Personen, die in einer Zeit mit hoher Inflationsrate aufgewachsen sind, tendieren später dazu, weniger in Anleihen zu investieren, während jene, die niedrige Inflation erlebten, später eher in Anleihen investieren. Dieses Verhalten ist unabhängig von den aktuellen und tatsächlichen Wirtschafts- und Inflationsbedingungen und lässt sich auf den Aktienmarkt übertragen: Wer in jungen Jahren einen blühenden Aktienmarkt erlebte, neigt später dazu, in Aktien zu investieren, und umgekehrt.
Kulturelle Einflüsse, Emotionen und Erfahrungen sind die Basis von schwer zu beeinflussenden Gewohnheiten, Vorlieben und Ängsten. Die Erkenntnis, dass diese Faktoren unseren Umgang mit Geld bestimmen, kann uns helfen, unsere Finanzentscheidungen zu überdenken und aktiv Fehlverhalten zu korrigieren.
Zum Thema Vermögensvermehrung identifiziert Morgan Housel neben den bereits genannten Faktoren, auch den Faktor „Glück“ als eine schwer beeinflussbare Größe. Er verweist auf Studien, die die Korrelation zwischen dem Einkommen von Geschwistern untersuchen, um aufzuzeigen, dass neben Bildung und Herkunft auch der Zufall eine wesentliche Rolle spielen kann. Nicht überraschend ist es, dass Geschwister von Wohlabenden Familien, meistens auch weiterhin und ähnlich Wohlhabend bleiben. Hier ist häufig zu beobachten, dass dieser Wohlstand auf eigene Leistungen in Verbindung gebracht werden, während der Einfluss von Glück tendenziell selten erwähnt wird.
Morgan Housel erwähnt auch das Beispiel eines Kunstsammlers, der über viele Jahre hinweg Kunstwerke sammelte und erst nach langer Zeit entdeckte, dass sich unter seiner Sammlung Werke eines Malers befanden, deren Wert inzwischen in die Millionen geht. Ob dies nun Glück oder doch Können ist, bleibt offen.
Es ist unbestreitbar, dass Fachwissen und eine nüchterne, emotionslose Herangehensweise an Investitionsentscheidungen ebenfalls wichtig sind. Ich werde hier nicht näher darauf eingehen, um die Ausführungen nicht zu trocken werden zu lassen.
Zusammengefasst wird unsere Beziehung zu Geld von unseren Emotionen, unserer Kultur oder Traditionen und unseren Erfahrungen beeinflusst. Unsere Investitionsentscheidungen hängen stark von der Wirtschaftsphase ab, in der wir aufgewachsen sind, und von der Art und Weise, wie unser Umfeld auf uns einwirkt. Um erfolgreich zu investieren, ist sowohl Glück als auch ein gewisses Maß an Fachwissen notwendig. Ich empfehle, aufgeschlossen für neue Ideen zu sein, ein effektives Risikomanagement zu betreiben und niemals Geld auszugeben, das man nicht hat. Und natürlich ist dies keine Anlageberatung :-)
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Quelle: "Über die Psychologie des Geldes: Zeitlose Lektionen über Reichtum, Gier und Glück"; ISBN: 978-3959724432; FinanzBuch Verlag