Atmen

Boost für die Gesundheit

HEALTH

Matze

11/26/20234 min lesen

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Es gibt wenige Bücher, die bei mir einen echten AHA-Moment ausgelöst haben, doch "Atmen" von James Nestor gehört definitiv dazu. Dieses Buch unterscheidet sich von anderen Ratgebern durch die Tiefe des gebotenen Einblicks in das Thema Atmung und durch die persönliche Reise, auf die uns der Autor mitnimmt. Die Mischung aus wissenschaftlichen Fakten, persönlichen Erfahrungen und praktischen Anleitungen zum Nachmachen ist das Besondere an diesem Buch. Die Anweisungen sind einfach umsetzbar und klar.

Seit es (Model) Castingshows gibt, ist uns bewusst geworden, dass viele von uns einfache Dinge wie richtiges Laufen nicht beherrschen :-). Keine große Überraschung also, dass wir auch beim Atmen – etwas, das wir seit unserer Geburt zu tun glauben – nicht ideal machen. Das Buch hebt hervor, dass wir nie gelernt haben, wie verschiedene Atemtechniken unterschiedliche Mechanismen in unserem Körper auslösen können. Es gibt hunderte von Atemtechniken, jede mit einer einzigartigen Wirkung auf unseren Körper. Instinktiv passt unser Körper unsere Atmung an bestimmte Situationen an. Wenn wir gestresst sind, wird unsere Atmung schneller und flacher. Wenn wir rennen, atmen wir durch den Mund. Unser Körper benötigt in solchen Momenten mehr Luft, was die Atmung beschleunigt. Diese Programmierung, die noch aus der Steinzeit stammt, als unsere Vorfahren vor Säbelzahntigern fliehen mussten, ist heute oft nicht immer sinnvoll. Heutzutage werden wir gestresst von Deadlines oder anstrengenden Mitmenschen und ein Weglaufen ist selten eine Option. Was bleibt, ist ein Ungleichgewicht von Sauerstoff und Kohlendioxid im Körper. Aber wie beruhigen wir uns wieder? Entweder wir warten, bis die stressige Situation vorbei ist und unsere Atmung sich von allein normalisiert, oder wir nehmen bewusst Einfluss auf unsere Atmung, um unseren Körper zu beruhigen.

Der Autor des Buches, der selbst an einer Lungenkrankheit litt, durchlief zahlreiche Arztbesuche, bevor er gefragt wurde, wie er atmet. Nach einigen gescheiterten Atemkursen, die ihm zu esoterisch waren, begann er, wissenschaftliche Studien zu diesem Thema zu durchforsten. Er entdeckte eine Fülle von Literatur – manche so alt wie die Menschheit selbst, andere aus der modernen Forschung. Eine wichtige Erkenntnis war dabei stets gleich: Mundatmung wird als schädlich eingestuft. Dies wurde durch ein bemerkenswertes Selbstexperiment des Autors in Zusammenarbeit mit der Stanford University bestätigt. Um eine kontinuierliche Mundatmung zu erzwingen, ließ er sich die Nase für 10 Tage mit Silikonstöpseln verschließen. Das Ergebnis war ein Anstieg seines Blutdrucks, ein erhöhtes Risiko für Herzinfarkt und Schlaganfall, sowie eine beschleunigte Herzfrequenz, eine reduzierte Körpertemperatur und ein generelles Unwohlsein. Nach dem Entfernen der Stöpsel verbesserte sich sein Gesundheitszustand wieder. Es gab auch Tierversuche, in denen man den Tieren für eine längere Zeit die Nase verschloss, mit dem Ergebnis, dass permanente Gesundheitsschäden zu messen waren.

Bedeutet mehr Luft auch mehr Gesundheit? Der Autor untersuchte Daten über Apnoetaucher, ein Extremsport, bei dem Taucher mit einem tiefen Atemzug und ohne zusätzlichen Sauerstoff tauchen. Der Rekord hierzu liegt bei 11 Minuten. Die Taucher trainieren ihre Lunge mit Atemtechniken, ihr Lungenvolumen erheblich zu steigern und somit ihren Stoffwechsel zu regulieren. Das beinhaltet sogar die Verringerung des Pulses bis auf 20 Schläge pro Minute. Dies zeigt, wie sehr unsere Atmung unseren Körper beeinflusst und dass die Lunge auch nur ein Muskel ist, der trainiert werden kann. Das Beste daran ist, man braucht kein Fitnessstudio, man muss nur bewusst atmen.

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Atemtechniken können nicht nur unseren Stoffwechsel positiv regulieren, sondern es besteht wie bei allen Sachen im Leben auch eine schädliche Alternative. Extreme Atemtechniken können Effekte ähnlich denen von psychedelischen Drogen hervorrufen. Schnelles Atmen senkt den Kohlendioxidgehalt im Körper und kann zu Visionen führen, da es die Durchblutung des Gehirns beeinflusst, da zu viel Sauerstoff im Körper ist. Kohlendioxid ist anders als gedacht mehr als nur ein Abfallprodukt; es spielt eine entscheidende Rolle bei der Freisetzung von Sauerstoff aus den Blutkörperchen und der Erweiterung der Blutgefäße. Kein Wunder, dass der Trend von Sauerstofftherapien in manchen Teilen unserer modernen Welt so angesagt ist. Man fühlt sich danach gut, nicht weil man mehr Sauerstoff aufgenommen hat, sondern weil man high ist.

Für mich war besonders aufschlussreich zu erfahren, dass wir in der Regel mehr Luft einatmen, als unser Körper benötigt. Eine optimale Atmung nach den Erkenntnissen des Autors besteht aus einem Rhythmus von mindestens 5,5 Sekunden. Das hat mich zum Nachdenken gebracht, vor allem im Hinblick auf die Idee, dass wir vielleicht ein begrenztes "Budget" an Atemzügen und Herzschlägen in unserem Leben haben. Im Durchschnitt sind das etwa 700 Millionen Atemzüge und 3,3 Milliarden Herzschläge, die einerseits von unserer Genetik als auch durch unseren Lebensstil und auch mit unserer Atmung und damit verbundenen Regulierung unseres Stoffwechsels bestimmt wird.

Durch bewusstes Atmen können wir nicht nur unseren Stoffwechsel regulieren, sondern auch Ängste lindern und Schmerzen mindern. Es ist interessant, dass wir Atemtechniken heutzutage nur in bestimmten Situationen, aber nicht im Alltag anwenden. Denken wir an die bewusste Atmung gegen Schmerzen bei einer Geburt.

In diesem Blog möchte ich Dir die Grundlagen vermitteln. Das Buch präsentiert eine Vielzahl an Atemtechniken, die den Körper mit zusätzlicher Energie und Kraft für Extremsituationen ausstatten. Eine zentrale Erkenntnis, die ich Dir mitgeben möchte, ist die Bedeutung des Zuhörens auf unseren Körper und der bewussten Einflussnahme, wenn nötig und sinnvoll. Zu oft übersehen wir, dass eine zeitliche Verzögerung in der Kommunikation zwischen unserem Körper und unserem Bewusstsein existiert.

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Quelle: Breath - Atem: Neues Wissen über die vergessene Kunst des Atmens | Über das richtige Atmen und Atemtechniken, Piper Verlag, ISBN: 978-3492058513